„Ca. die Hälfte meiner Suchtpatienten entstammt Suchtfamilien. Besonders diese Kinder brauchen gute Beziehungserfahrungen, damit sie unter ihren schwierigen Bedingungen gesünder groß werden. Kunst für diese Kinder ist Sprache und Gehaltenwerden zugleich.“
Angelika Schulz, Dipl.-Sozialarbeiterin, Sozial- und Gruppentherapeutin
Mama geht`s heut nicht so gut
Informationen zum Stück „Mama geht’s heut nicht so gut“
Inhalt
Ria ist neun Jahre alt und hat einen kleinen Bruder von eineinhalb Jahren. Ihr Vater ist beruflich im Ausland und ihre Mama ist alkoholabhängig. Ria ist eine gute Schülerin. Sie gibt sich alle Mühe, nach außen hin alles normal erscheinen zu lassen, leidet jedoch sehr unter ihrer Verantwortung. Sie kann sich auf ihre Mutter nicht mehr verlassen und da sie ihr Familiengeheimnis hütet, wird auch lange Zeit niemand auf ihre Situation aufmerksam. Sie übernimmt wie selbstverständlich den Haushalt und schließlich die Pflege ihres Bruders. Sie hat keine Zeit mehr für ihre Freundin Tania. Rias Mutter vergisst den Geburtstag ihrer Tochter und zum ersten Mal gibt es keine Geburtstagsparty. Tania glaubt, nicht eingeladen zu sein, und ruft Ria an. Tania hat längst eine Vermutung, denn ihrer Mutter, die früher viel Kontakt zu Rias Mutter hatte, kommt das Verhalten von Tanias Freundin schon länger seltsam und gleichzeitig bekannt vor. Ihr Vater war vor langer Zeit ebenfalls alkoholabhängig. Tania bittet Ria, ihrer Mama von Rias Situation erzählen zu dürfen, und Ria willigt ein. Tanias Mutter beschließt, Ria zu unterstützen.
Auf einfühlsame Weise nimmt dieses Stück das Kind Ria in den Mittelpunkt der Handlung: ihre Probleme, ihre unterschiedlichen Gefühle, ihre Zerrissenheit und die vielen Rollen, die sie in ihrer Situation auf sich nimmt und durchlebt.
Daten
Bei der Düsseldorfer Inszenierung von „Mama geht’s heut nicht so gut“ handelt es sich um die deutsche Erstaufführung.
Zielgruppe: Kinder ab acht Jahre, Eltern, Pädagogen
Stücklänge: 45 Minuten
Autor: Mathias Schuh (Gründungsmitglied der „Theaterachse Salzburg“)
Regie: Lars Krückeberg (Leiter „Freie Bühne Düsseldorf)
Die Freie Bühne Düsseldorf zählt laut Düsseldorfer Hefte zu den „profiliertesten Theaterensembles Düsseldorfs“ und ihr Leiter und Gründer, der Regisseur, Schauspieler und Autor Lars Krückeberg gilt als der „kreativste Kopf der Freien Theaterszene der Landeshauptstadt“.
Musik: Thomas Melcher
Ausführende/Produktion: Freie Bühne Düsseldorf
Laufzeit der Düsseldorfer Produktion: 2009/2010/2011
Spielorte: Schulen und Jugendeinrichtungen
Das Stück wird nur in Verbindung mit der Nachbereitung durch Kunst gegen Sucht e.V. angeboten.
Statistik
Das Theaterstück „Mama geht es heute nicht so gut“ wurde bis Ende Mai 2011 an über 20 Schulen in Düsseldorf und Umgebung aufgeführt. Ca. 3000 Schülerinnen und Schüler nahmen an den psychologischen Nachbereitungen in den Klassenverbänden teil und äußerten sich zum Theaterstück und ihren persönlichen Erfahrungen. Die Nachbesprechungen erfolgten in den Klassenräumen der Schülerinnen und Schüler in vertrauter Umgebung.
Reaktionen der Schülerinnen und Schüler
Alkohol/andere Drogen:
Die Gefährlichkeit von Drogen (insbesondere Alkohol) war den Schülerinnen und Schülern bekannt. Die lebensnahe Darstellung auf der Bühne führte den Schülerinnen und Schülern vor Augen, dass Alkohol keine Probleme löst und die Weiterentwicklung der Persönlichkeit von Menschen verhindert.
Erlebte Realität:
Detailliert beschrieben die Schülerinnen und Schüler typische Verhaltensweisen von abhängigen Erwachsenen aus dem Blickwinkel eigenen Erlebens. Hierzu gehörten Schilderungen von trinkenden und verstummten Eltern, lebensgefährlichen Unfällen unter Alkoholeinfluss und Gewalt in ihnen bekannten Familien.
Wie realistisch die süchtigen Erwachsenen wahrgenommen wurden, zeigte die Äußerung eines 12jährigen Jungen: „Vielleicht ist es ganz gut, wenn die Mutter zu betrunken war, um sich um ihr Baby zu kümmern“, sagte er langsam und nachdenklich und fuhr fort: „Sie hätte das Baby wahrscheinlich fallen lassen, betrunken wie sie war“. Zeitungsberichten zufolge, die den Schülerinnen und Schülern frisch in Erinnerung waren, hatte ein Vater im betrunkenen Zustand sein kleines Kind fallen lassen, das daraufhin verstarb.
Schuld und Scham:
Sehr wichtig war den Schülerinnen und Schülern die Erkenntnis, für das Verhalten ihrer trinkenden Eltern und Geschwister nicht verantwortlich zu sein und sich nicht schämen zu müssen.
Freundschaft als Ort der Begegnung:
Freundschaft wurde von den Schülerinnen als eine sehr wichtige Möglichkeit gewertet, vertrauensvolle Beziehungen und Bindungen unabhängig von den Wertesystemen der eigenen Familie aufzubauen und zu pflegen.
„Du musst das nicht gleich der ganzen Welt sagen, aber der Freundin kannst Du das ja mal berichten, damit sie einen unterstützen kann“, meinte eine Schülerin. Und: „Die Freundin soll einen verstehen und schweigen, dann braucht man sich nicht zu schämen“.
Einschätzung:
Die Reaktion der Schülerinnen und Schüler zeigten, welch hoher Bedarf an einem offenen Austausch und einer damit verbundenen emotionalen Stützung der Kinder besteht.
Andreas Schulz, Psychologischer Psychotherapeut, Supervisor DGSv
Benzenberg-Realschule am 27. September 09
Liebe Frau Piatkowski,
Das Stück hat uns sehr gut gefallen: ein sensibler und doch unterhaltsamer Umgang mit dem Thema. Unser Konrektor, Herr Heidelberg, empfand insbesondere die Gesichtslosigkeit der alkoholkranken Mutter als positiv. Gerade, dass unsere theaterunerfahrenen Schüler wirklich eine Stunde ruhig am Boden sitzen geblieben sind spricht für sich. Über das Gespräch mit dem Psychologen kann ich nichts sagen, denn ich musste zu einer Fortbildung und war in keiner der Klassen zur Nachbesprechung dabei, ich habe aber auch nichts Negatives gehört.
Schade war nur, dass ich mich nicht persönlich bei den Schauspielern und Herrn Krückeberg bedanken konnte …
Insgesamt ist es ein sehr schönes Projekt, was ich durchaus weiter empfehlen kann.
Mit herzlichen Grüßen
Sabine Milbach
(Kontaktlehrerin)
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Luisen-Gymnasium am 14. September 09
Liebe Frau Piatkowski,
noch einmal vielen Dank für die erfolgreichen Veranstaltungen am Mo und Di. Auch gestern haben die Nachbesprechungen großen Anklang gefunden. Bitte sprechen sie auch noch einmal Herrn Krueckeberg unseren Dank aus und einen Glückwunsch für die sehr gelungene Aufführung. Ich hoffe, dass noch viele Schüler/innen dieses Theaterstück sehen können. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihrer Arbeit. Vielleicht besteht ja die Möglichkeit noch einmal mit Ihnen ein Projekt zu starten.
Mit freundlichen Grüßen
Brigitte Böker
(Kontaktlehrerin)
Humboldt-Gymnasium am 21. September 09
Liebe Frau Piatkowski,
Ihnen und Ihrem Verein herzlichen Dank für das gelungene Projekt. Ich glaube, dass durch das Stück und das nachfolgende Gespräch bei vielen Kindern eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Thema Alkoholismus erreicht werden konnte, die sicherlich noch lange nachwirkt. Gerne würde ich mich auch in Zukunft an weiteren Projekten beteiligen.
Ihnen weiterhin viel Erfolg und alles Gute
Ihre Ute Stalpers
(Kontaktlehrerin)
Gesamtschule An der Erft (Neuss) am 27. Oktober 09
Sehr geehrte Frau Piatkowski,
inhaltlich passte das Theaterstück gut in unsere Themenwoche. Die Schauspieler waren sehr authentisch und kamen bei den Schülern gut an. Alkoholismus in der Familie ist sicher einigen Schülern nicht unbekannt.
Vorschlag: Vielleicht könnte man in den folgenden Jahren ein Theaterstück zur Suchtprophylaxe auswählen, das gut zur angesprochenen Altersgruppe 12 - 16 Jahre passen würde.
Mit freundlichen Grüßen
R. Maase
(Kontaktlehrerin)
Comenius-Gymnasium am 29. November 2009
Liebe Frau Piatkowski,
Unser Feedback:
Die Schülerinnen und Schüler des Comenius-Gymnasiums fanden:
- dass das Theaterstück auf ihre Altersgruppe abgestimmt war
- die Thematik interessant; auch wenn einige nicht direkt betroffen sind, können sie sich vorstellen, in ihrer Umgebung / ihrem Freundeskreis einmal eine vergleichbare Situation zu erleben
- dass sie, nachdem sie nun das Theaterstück gesehen haben, in Zukunft die Anzeichen für Alkoholprobleme besser erkennen können
- dass die Schauspieler fantastisch gespielt haben; die, mit denen ich gesprochen habe, konnten nicht glauben, dass die Charaktere von Erwachsenen gespielt wurden, sie dachten, dass die Darsteller Jugendlich waren
- die Lieder in dem Stück toll
Wo auch immer das möglich ist, möchte ich Sie gerne weiterhin unterstützen und auch Werbung machen.
Sagen Sie Bescheid, wenn Sie etwas neues auf die Beine stellen.
Ganz liebe Grüße
Kerstin Abs
(Kontaktlehrerin)